Analog trifft digital – Remix-Kultur im Unterricht

Die Ausgangslage: Differenzierungswillige Lehrerschaft mit heterogener Schülerschaft begegnet traditionellem Unterrichts-Rhythmus und unflexiblem Schulbuch. Schon immer war die Lehrer-Lösung: eigene Materialien herstellen, anpassen und einsetzen: in der Unterrichtsvorbereitung wird die Remix-Kultur aktiv gelebt. Soweit unsere These im letzten Blog Remix-Kultur im Unterricht.
Warum nur ist dieses Remixen so old school, so A4-lastig, so fixiert auf die Werkzeuge Papier, Schere, Kleber, Urheberrecht-mir-doch-egal?
Was fehlt Pädagogen, um mit einem zeitgemäßen Medienmix im Klassenzimmer aufzutauchen? Und, war früher nicht alles besser?

War früher alles besser?

Nein, jedenfalls nicht was den Remix von Unterrichtsmaterialien betrifft. Es war nur anders. Und immerhin sind Schere, Kleber und Kopierer oft schon durch Textverarbeitungsprogramme ersetzt worden. Die Idee ist vertraut – schnell ein DIN A4-Blatt erstellen, mit zusätzlichen Übungen und Aufgaben. Als Vorlage dienen online gefundene, eingescannte Elemente und eigene Produktionen, die neu kombiniert werden. Das Ergebnis dieser Techniken ist identisch – ein gutes altes Arbeitsblatt, das von oben nach unten zu lesen und zu bearbeiten ist.

Digitale Vielfalt im echten Leben

Es hat sich also schon etwas geändert. Auch wenn der digitale Medienmix, den Kinder und Jugendliche wie selbstverständlich außerhalb der Schule (er-)leben, im Klassenzimmer noch nicht angekommen ist. Das Internet ist voller interessanter Informations-Chunks, die exzellent in den Unterricht passen. Online publizierte Formate wie Videos, interaktive Elemente oder Sounds eröffnen Pädagogen großartige Möglichkeiten: aktuelle politische und kulturelle Ereignisse lassen sich in den Unterricht einbeziehen, Differenzierung kann mit individueller Ansprache verschiedener Lerntypen vorgenommen werden, 21st century Skills werden nebenbei erlernt. Aus der raschen Verbreitung online-fähiger Geräte (Handys, Tablets, Laptops und Smartboards) ergeben sich viele neue Möglichkeiten, digitale Medien zu Lernzwecken zu nutzen.

Digitale Vielfalt = vielfältige Hürden?

Im Arbeitsalltag steht man dieser Vielfalt mit gewisser Skepsis gegenüber. Es herrscht Unklarheit, wie diese Medien tatsächlich in ein Unterrichtsszenario einzubinden wären.
Schon die passenden Materialien im Internet zu finden, ist schwierig. Jeder kennt das Problem: es dauert eine Ewigkeit die Suchmaschinen-Resultate zu sichten, nicht immer ist das Gesuchte für den eigenen Unterricht dabei. Dabei ist das Finden der Materialien nur der erste Schritt. Wichtig ist es, aus diesen verschiedenen Materialien eine didaktische Einheit zu remixen. Dafür müssen Dateien in unterschiedlichen Formaten miteinander verbunden werden. Bookmarks, Drop-Box, Memory-Stick & Co. heißen die Hilfsmittel. Es ist mühsam…

Digitale Perspektiven

Und doch: die meisten von uns verfügen über wachsende Internet-Erfahrung, die erforderliche technische Ausrüstung und das Knowhow. Mit Scanner, verschiedenen Desktop-Publishing-Programmen, Foto- und Videoausrüstung in jedem Handy hat jeder eine Auswahl an Tools, um gute digitale Unterrichtsmaterialien zu produzieren und auch zu modifizieren.
Mit den richtigen Werkzeugen verläuft die digitale Bearbeitung der Materialien viel flüssiger als die analoge. Man sitzt ja schließlich schon vor dem Computer, der Materialquelle, Bearbeitungswerkzeug sowie Kommunikations- und Publikationsmedium ist.

Was also fehlt den Pädagogen?

Um die digitale Remix-Kultur im Unterricht zu stärken, muss der Zugang zu den Materialien und deren Bearbeitung für Lehrer und Lehrerinnen einfach und intuitiv gestaltet werden. Die Such-Funktion muss mehr bieten als den üblichen Zugang nach Fach und Klasse: Querschnittsthemen wie Inklusion, Differenzierung, Mehrsprachigkeit und Medienkunde sind hier wichtig. Es muss auf den ersten Blick klar sein, wie es um Rechte, Urheberschaft und Modifizierung bestellt ist. Das schnelle Anpassen der Inhalte und eine Veränderungen des Unterrichtsentwurfs sollten möglich sein, ohne dass man ein IT-Spezialist ist.

Heute müssen und möchten LehrerInnen mit ihren Unterrichtsmaterialien kreativ sein und oft improvisieren – digitaler Remix ist die Arbeitstechnik, die dabei hilft und deshalb unbedingt dazugehört! In diesem Sinne: Ready for Remix!

Artikel Remix-Kultur im Unterricht

Teil I: Remix-Kultur im Unterricht
Teil II: Remix-Kultur analog trifft digital
Teil III: Remix-Kultur ist kribbeln im Kopf

Ein Trackback

  1. […] Digitaler Remix: Chancen für Differenzierung und individuelle Ansprache oder vielfältige Hürden?  […]

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