Verkehrserziehung – Deutsch lernen in außerschulischen Lernorten

Außerschulischer Lernort Verkehrsschule

Deutsch lernen kann man überall – nicht nur in der Schule. Außerschulische Lernorte helfen den geflüchteten Schüler*innen mit der neuen Umgebung vertraut zu werden und Freundschaften zu schließen.

Ich bin seit fast zwei Jahren Lehrerin der Willkommensklasse am Wilhelm-von-Siemens-Gymnasium in Berlin Marzahn und mache regelmäßig Ausflüge, Exkursionen, Wandertage und außerschulische Projekte mit meinen Schüler*innen, um den Unterricht so interessant und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. In der vorgegebenen Struktur von 26 Wochenstunden nur Deutschunterricht mit nur einer Lehrkraft in der Willkommensklasse kann die lange Unterrichtszeit schnell langweilig werden bzw. sind die teilweise traumatisierten Schüler*innen von diesem massiven Unterrichtskonzept durch mangelnde Konzentrationsfähigkeit oft überfordert. Konzentrationsschwierigkeiten können besser überwunden werden durch abwechslungsreichen Unterricht außerhalb der Schule.

Kinder fördern in außerschulischen Lernorten

Wandertage an außerschulische Lernorte bieten den Schüler*innen und Lehrer*innen die Möglichkeit den Sachverhalt direkt zu beobachten, aktiv kennenzulernen und vor Ort zu analysieren. Dieser Realbezug ist sehr wichtig und methodisch viel schöner als das Wissen nur aus dem Lehrbuch zu beziehen. Der Besuch der Jugendverkehrsschule beispielsweise, hat das Selbstbewusstsein meiner Schüler*innen gestärkt und sie bewusst Sehen, Hören und Erleben lassen, wie man sich im Straßenverkehr verhält. Die eigenen Erfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen bewirkten ein größeres Sicherheitsgefühl im Umgang mit dem Fahrrad und sensibilisierten auch dafür, wie wichtig die Rücksichtnahme auf andere Verkehrsteilnehmer ist. Ein weiterer Vorteil ist das Ablegen des 45-Minuten-Rhythmus, stattdessen hat ein außerschulischer Projekttag größere, übergeordnete Lernbereiche und die Schüler*innen schauen nicht alle paar Minuten auf die Uhr und warten auf die Pause. Dahingegen können sie selbstorganisiertes Lernen lernen und sich Orientierung verschaffen indem sie die neue Heimat aktiv, persönlich und gemeinsam kennenlernen.

Handlungsmöglichkeiten

Das Verlassen der Schule bietet eine Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten. Zwei möchte ich hier skizzieren:

  • Learning by doing
    Die Dinge, die wir selbst tun, können wir uns am besten merken. Wo Schüler*innen etwas produzieren, ausprobieren, analysieren, wo sie mit allen Sinnen tätig sind, da wächst das Interesse an der Sache und der Lerninhalt gewinnt an Bedeutung. Die Aktivierung des Interesses und die intrinsische Motivation sind gute Bedingungen für langfristiges Einprägen. Die Motivation steigt durch die Lust, die eigene Kompetenz einzubringen und zu steigern.
  • Soziales Lernen
    Ich benutze Wandertage gern als teambildende Maßnahmen und zur Stärkung des „Wir“-Gefühls. Wenn ein neuer Schüler oder eine neue Schülerin in meine Willkommensklasse kommt, ist die geöffnete Unterrichtsform bei Wandertagen eine gute Möglichkeit ungezwungen ins Gespräch zu kommen. Ich habe auch festgestellt, dass die unterrichtsunabhängige Kommunikation zwischen meinen Schüler*innen und mir dadurch extrem gefördert wird, die Schüler*innen öffnen sich manchmal ganz unvorhergesehen und erzählen mir private Erlebnisse und Schicksalsschläge, was das Lehrer-Schüler-Verhältnis auf eine persönliche Ebene bringt.

Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie der Gruppenzusammenhalt aufgrund von Gemeinschaftserlebnissen gestärkt wird. Die Schüler*innen warten aufeinander, fahren gemeinsam nach Hause, machen Erinnerungsfotos und helfen sich gegenseitig.

Wenn Schule und Leben eins werden, dann ist das Ziel erreicht: Lebensnähe, Offenheit und die Förderung von verantwortungsvollem Handeln in der Öffentlichkeit zu vermitteln und wertschätzendes Miteinander aufzubauen.

Lernen am Modell

Der Trend in der Bildung geht zum Lernen am Modell, es steigert die Lernbereitschaft durch die unmittelbare Begegnung mit bestimmten Unterrichtsinhalten und motiviert die Selbsttätigkeit und persönliche Auseinandersetzung mit dem Gegenstand. Dabei ist die Frage oftmals: Wie erreiche ich den größtmöglichen Informationsgewinn bei meinen Schüler*innen? Meine Antwort darauf sind drei methodische Schritte:

  • Das Vorbereiten auf das Lernen am außerschulischen Lernort, zum Beispiel die Einführung des Themas, spezifische Wortschatzvermittlung und zu beachtende Regeln am Lernort.
  • Die handelnde Auseinandersetzung mit dem außerschulischen Lernort der Schüler*innen, meistens durch eine konkrete Aufgabenstellung gestärkt, zum Beispiel Fragebogen, Interview-Aufgabe, oder vorgegebene Aufgaben am Lernort, wie beispielsweise die Schatzsuche im Museum.
  • Die Auswertung der Eindrücke, Erlebnisse, Erfahrungen nach der Exkursion im Unterricht verbunden mit der Hausaufgabenkontrolle, die meistens darin besteht, den Wandertag zu reflektieren und seine eigene Meinung über das Erlebte aufzuschreiben

Fazit außerschulische Lernorte

Abschließend möchte ich festhalten, dass der Besuch außerschulischer Lernorte nicht nur für meine Schüler*innen, sondern auch für mich einen großen Gewinn erzeugt. Ich genieße die Abwechslung und lerne selbst immer wieder neue Orte kennen.

Mit meiner Klasse war ich schon auf der Berlinale, im Kletterwald, im Musikinstrumenten- Museum, bei der Grünen Woche, im Theater und in der Jugendverkehrsschule.

Letztere finde ich besonders wichtig zu besuchen, weil die Kinder alleine in der Stadt unterwegs sind und in der Jugendverkehrsschule Verkehrsregeln und -schilder lernen und sogar kostenlos den Fahrradpass machen können.

DaF- und DaZ -Materialien für den außerschulischen Lernort Verkehrsschule

In unserer Materialsammlung findet ihr für die Vor- und Nachbereitung viele DaF- und DaZ Materialien zum Thema Stadt und Verkehr

Zum Beispiel einen Onlinefragebogen mit dem man für den Theorieteil der Fahrradprüfung üben kann, sowie Arbeitsblätter zum Üben der Verkehrsschilder oder der Fahrradteile und vieles mehr. Schaut doch mal rein und plant einen Besuch in der Verkehrsschule in eurer Nähe. Hier geht es zu DaF- und DaZ Materialien: In der Stadt, im Verkehr. Und hier für den außerschulischen Lernort Verkehrsschule und Verkehr noch ein paar besonders schöne DaF- und DaZ- Materialien.

Autorin

Julia Schaaf

Julia Schaaf verantwortet Didaktik und Redaktion bei lernox. Julia ist Lehrerin in einer Willkommensklasse am Wilhelm-von-Siemens-Gymnasium, Berlin.

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